Auf den Spuren der Geschichte

Die Klassenstufe 9 der Erhard-Junghans-Schule Schramberg besucht das KZ Natzweiler-Struthof

Am Montag den 06.02.2023 besichtigte die Klassenstufe 9 der Erhard-Junghans-Schule Schramberg gemeinsam mit ihren Geschichtslehrern Wilhelm Berner, Mathias Jehle, Michael Seckinger, Jann Willms und Vanessa Groh die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof im Elsass. Unvorstellbar ist der Gedanke, dass hier und in den Außenlagern insgesamt 22.000 Menschen ums Leben gekommen sind.

Was den Schülern und Schülerinne als erstes auffiel, war die beißende Kälte die an diesem Februar Morgen herrschte. Diese wurde verschärft durch den kalten Wind, der um den Berg, auf welchem die Gedenkstätte gelegen ist, wehte. Wie jemand diese Kälte ohne warme Jacke, drei Lagen Kleidung, warme Schuhe und Schal durchstehen konnte war den Schülern und Schülerinnen unbegreiflich.

Auf dem Gelände der Gedenkstätte sind heute noch das Lagertor, der Zaun mit den Wachtürmen, vier Baracken und die Kommandanten Villa erhalten. Der Galgen auf dem Hinrichtungsplatz wurde nachgebildet. Die Schülerinnen und Schüler begaben sich mit ihren Lehrern auf einen Rundgang, auf dem sie Wissenswertes über die einzelnen Bestandteile des Lagers erfuhren und gleichzeitig auch mit Hilfe von Augenzeugenberichten Einblicke in das Leben der Häftlinge bekamen.

Zuvor hatten die Schülerinnen und Schüler schon einiges über das KZ Natzweiler-Struthof erfahren. Dieses bestand von 1941 bis September 1944 und wurde angelegt, um Material aus dem nahegelegenen Steinbruch zu gewinnen. Es war also kein Vernichtungslager wie etwa Auschwitz-Birkenau, sondern ein Straf- und Arbeitslager. Die aus ganz Europa kommenden Deportierten hatten dabei einen sehr unterschiedlichen Hintergrund. Sie waren größtenteils politische Deportierte, darunter die "Nacht-und-Nebel-Deportierten", aber auch Juden, Zigeuner, Homosexuelle. Insgesamt wurden etwa 52.000 Häftlinge aus ganz Europa nach Natzweiler beziehungsweise in die jeweiligen Außenlager deportiert. 22.000 von ihnen starben durch unmenschliche Arbeitsbedingungen, Folter, Krankheiten, Kälte, medizinische Experimente und Mangelernährung oder wurden ermordet.

Es war für alle bewegend und beeindruckend, mit eigenen Augen zu sehen, unter welchen schlimmen Bedingungen die Menschen damals in diesem Lager leben mussten.

So hinterließ beispielsweise die Arrestbaracke bei vielen einen bleibenden Eindruck. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren dort etwas über die unterschiedlichen Inhaftierungsstufen. Inhaftierungsstufe drei bedeutete beispielsweise, dass ein Gefangener in einer 1,50m hohen und 80cm breiten Nische gesperrt wurde. Es gab keine Möglichkeit zur Toilette zu gehen, man konnte nicht stehen oder liegen, Essen gab es vermutlich gar keines oder nur sehr wenig. Einige Schüler stellten sich während des Rundgangs neben eine dieser Nischen und konnten sich nicht vorstellen länger als ein paar Minuten in einer solchen ausharren zu können. Es verwundert also nicht, dass kein Gefangener des Lagers Struthof bekannt ist, der diese Prozedur überlebt hat.

Den Abschluss des Rundgangs auf dem Lagergelände bildete die Besichtigung des Museums, in dem die Schülerinnen und Schüler sich nochmals vertieft über das Lager und das Leben dort informieren konnten.

Ein letzter Kopfschüttler seitens der Schülerinnen und Schüler erntete die Kommandanten-Villa, welche sich außerhalb des Lagerzauns befindet und noch heute durch ihre Größe und den Swimmingpool besticht. Nachdem, was die Schülerinnen und Schüler auf dem Gelände erfahren hatten sorgte die Nähe zum Lager und das Aussehen der Villa für gemischte Gefühle: von Unverständnis bis hin zu Wut über die Behandlung der Inhaftierten.

Nachdem die Corona Pandemie es lange verhinderte, dass solche Lerngänge stattfinden konnten, freut sich die Geschichtsfachschaft diese nun wieder regelmäßig durchführen zu können um die Schrecken der Herrschaft der Nationalsozialisten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Eingangstor KZ Natzweiler Struthof
Eingangstor KZ Natzweiler-Struthof (Bild von Elias Dörle, R9c)

Seziertisch Natzweiler-Struthof
Seziertisch Natzweiler-Struthof (Bild von Dennie D'Ovidio, R9c)